Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen

Conclusio

Dass die erste Stadt zum Beispiel "Geduld" heißt und von Wogen umbrandet wird, bietet dem Leser nur anfangs ein Rätsel. Spätestens als Petrus die Geduld als höchste Tugend in den Stürmen des Lebens lobt, wird deutlich, warum die Stadt, die den Menschen hier Heimstatt bieten kann, so beschrieben wird. Etwas schwieriger wird es dann beim Namen der zweiten Stadt. Die neun Tore könnten auf die Himmel deuten, die der Mensch (besser: seine Seele) durchqueren muss, um dann zum eigentlichen Aufenthaltsort Gottes im zehnten zu gelangen. Die einzelnen Tiere, die auf dem Weg dorthin lauern sollen, sind immer auf bestimmte Dinge der Reisenden fixiert, er darf diese also keinesfalls mitnehmen: das Leitprinzip ist die Bedürfnislosigkeit, übertragen die Abkehr von allen materiellen Gütern.


Es konnten hier nur ein paar Überlegungen zu dieser bemerkenswerten Schrift gemacht werden, in der die Konstellation von Arm und Reich gänzlich verdreht und stattdessen eine Vision geschildert wird, die der Wunschtraum jedes Bedürftigen einer Stadt sein könnte, in der Armut und Reichtum brutal aufeinandertreffen – eine historische Realität, die nicht nur auf Alexandrien zutraf.

Der Aufruf, in den christlichen Gemeinden nicht mit den Reichen (und damit den Mächtigen) zusammenzuarbeiten, gibt der Geschichte die Brisanz. Im 4. Jahrhhundert hatte sich das Christentum etabliert und arbeitete auch mit den wohlhabenden führenden Gesellschaftsschichten zusammen, was einen überaus wichtigen Schritt für die weitere Geschichte der Weltreligion bedeutete. In Nag Hammadi hat man die für den rechten Glauben gefährlichen Bücher der Gnosis gefunden, doch die scheinbar so harmlose Geschichte über die Erlebnisse des Petrus bot nicht minder Sprengstoff für die junge aufstrebende Kirche.






S.G. Richter
Überarbeitete Fassung eines Artikels aus Kemet 2/2006

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