Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen

Es wird revolutionär

Wird in all diesen genannten Stücken die Realität, dass Perlen Attribut der Reichen sind, belassen wie sie ist, so wird in unserer Geschichte der Hörer mit einer überraschenden Fiktion konfrontiert, die letzlich zur provokativen These führt, dass die Reichen, sogar wenn sie sich in den christlichen Gemeinden befinden, keine vertrauenswürdigen Menschen sind. Die Tendenz der Geschichte führt in die Richtung einer kompromisslosen Ablehnung der Reichen, über deren Drastizität sich im Einzelnen noch streiten ließe, aber sie kommen in jedem Fall sehr schlecht weg. Im Neuen Testament lassen sich viele Aussagen zur Untermauerung einer solchen Haltung finden.

Das Motiv des Perlenverkaufs wird gleich in mehreren Schritten verfremdet. Zunächst durch den mysteriösen Lithargoêl, der zwar ausruft, dass er Perlen verkaufen wolle, aber von den Reichen gleich als jemand erkannt wird, der gar keine bei sich trägt. Ziehen sich diese gleich wieder in ihre verborgenen Kammern zurück, so schaut der Autor vielleicht mit den Augen der Armen, die in der Öffentlichkeit zwar mit der Erscheinung der Reichen konfrontiert wurden, deren Leben aber für sie von Mauern geschützt unnahbar und geheimnisvoll bleiben musste.

Könnte man sich dies noch in der Wirklichkeit vorstellen, gleichsam einen Betrüger, der sich einen Scherz erlaubt, so führt die Geschichte unaufhaltsam in den Bereich des wunder- oder märchenhaften. Den Armen, die als ganz bescheidene Menschen geschildert werden, wird angeboten, eine Perle als Geschenk zu erhalten, wenn sie sich nur zur Stadt des Perlenverkäufers aufmachen.

Spätestens damit wird der Leser oder Hörer vollends von der Geschichte gefangen genommen, da er sich zwangsläufig mit den verschiedenen Ebenen der Bild- oder Symboldeutung auseinanderzusetzen hat, die den Schriftsinn das eine Mal aufzudecken scheinen, das andere Mal nur andeuten wollen.


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