Das Perlenlied gehört zu den schönsten und geheimnisvollsten Dichtungen der Antike. Zu finden ist es in diversen Übersetzungen der Thomasakten.
Einen der bekanntesten Texte um die Perle stellt aber das sogenannte Perlenlied dar, das in syrischer Überlieferung den apokryphen Thomasakten entstammt. In ihm wird erzählt, wie ein Prinz in seinem Elternhaus mit allerlei Kostbarkeiten ausgestattet wird und nach Ägypten hinabsteigen soll, um einer Schlange im Meer eine Perle zu rauben. Vor seiner Abreise wird ihm aber sein strahlendes Gewand abgenommen und er soll es erst wieder bei seiner Wiederkehr zurückerhalten. Nach einer langen Reise kehrt er in eine Herberge in der Nähe der Schlange ein und will warten, bis diese einschläft, um ihr dann die Perle zu entreißen. Die Ägypter merken aber, dass er ein Fremder ist und geben ihm von ihren Speisen, was zur Folge hat, dass der Königssohn alles vergisst und in einen tiefen Schlaf fällt. Daraufhin wird ihm von seinen Eltern ein Brief geschrieben, der ihn wieder an seinen eigentlichen Auftrag erinnert. Er schläfert seinerseits durch Beschwörungen die Schlange ein, raubt die Perle und kehrt zurück. Das zurückgelassene Strahlenkleid kommt ihm entgegen und es erfolgt eine freudige Wiedervereinigung mit ihm.
Auch im Perlenlied ist es ein Königssohn, der mit dem kostbaren Kleinod verbunden ist. Und selbst beim frommen Ephräm lesen wir in Hymnus 83, dass einer Bettlerin die Perle nicht stehe. Stattdessen solle sie sich kostenlos den Glauben verschaffen, der von allen Menschen als Schmuck getragen werden kann. Eine Vornehme aber würde ihre Perle nicht für Gold eintauschen, da sie in dieser vergänglichen Perle die unvergängliche sehen könne.
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