Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen

Gnosis und Manichäismus in Ägypten – eine kleine Einführung


Der Manichäismus

Der Manichäismus

Die recht freien undogmatischen gnostischen Erklärungsversuche der Welt nahmen im Manichäismus die konkrete Form einer Religion an. Religionsstifter war der im Jahre 216 im südlichen Babylon geborene Religionsstifter Mani. Er war von Kind auf Mitglied einer jüdisch-christlichen Sekte, die sich auf einen Propheten namens Elchasai berief. Zweimal, mit 12 und mit 24 Jahren, erlebte er Offenbarungen durch ein überirdisches Wesen. Dieses Wesen wurde als Zwilling bezeichnet und stellt eine Art himmlischen und daher allwissenden Doppelgänger dar. Durch die Offenbarungen dieses Wesens will Mani Einblick in die Zusammenhänge der Welt gewonnen haben, Antwort also auf die Existenzfragen des Menschen: Was geschah vor seiner Geburt, was ist seine Aufgabe auf der Erde und was geschieht nach dem Tode. Er löste sich daraufhin von der Täufersekte und widmete sich der Mission und dem Aufbau einer neuen Kirche. Er unternahm mehrere Reisen, unter anderem 241 nach Indien. Entscheidend für sein eigenes Schicksal sollte die Stellung der persischen Könige werden. König Schapur I (242-273) war ihm freundlich zugeneigt, ihm ist auch eines der ersten Werke Manis, das Schapurakan, gewidmet. Unter dem Herrscher Bahram I (274-277) fiel er aber in Auseinandersetzung mit einem Widersacher aus der traditionellen zarathustrischen Religion in Ungnade und wurde hingerichtet.

Diese Hinrichtung wurde von den Anhängern der inzwischen schon in mehreren Ländern, verbreiteten manichäischen Religion als Martyrium aufgefaßt, das dem Opfertod von Jesus Christus entsprach. Im Anfang des 4. Jahrhunderts ist der Manichäismus mindestens in Rom, Dalmatien, Gallien, Spanien und Nordafrika, auch Ägypten, nachweisbar, Verbreitung erfuhr er bis China. Zur Staatsreligion wurde er nur im 8. Jahrhundert in Uigurien. In China sind die letzten Ausläufer sogar noch bis ins 17. Jahrhundert faßbar. Wegen dieser Ausbreitung über die damals bekannte Welt wird der Manichäismus auch als 4. Weltreligion aufgefaßt. Die ersten wichtigen Funde manichäischer Originalschriften wurden Anfang des Jahrhunderts von Berliner Expeditionen in der Nähe der Turfan-Oase gemacht. In mehreren Ruinenstädten wurden Bauaufnahmen erstellt und zuletzt 44 Kisten mit Figuren, Manuskripten etc. nach Berlin geschickt. Unter ihnen befanden sich die bislang einzigen erhaltenen manichäischen Miniaturenblätter. Sie sind in die Zeit des 8./9. Jahrhunderts zu datieren und in der Ruinenstadt Chotscho in einem buddhistischen Tempel gefunden worden.









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