Der größte und wichtigste Fund von gnostischen Originalschriften ist der Fund von Nag Hammadi, der in seiner Größe und Bedeutung in der Forschung in nichts dem allerdings vielfach bekannteren Qumran-Fund nachsteht. Der Fund besteht aus 13 Codices, Büchern aus Papyrus mit Ledereinband, und kann in die 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert werden. Es befinden sich darin aber mehrere Schriften, die bereits im 2. Jahrhundert entstanden sein müssen. Nag Hammadi ist eine auf dem Ostufer des Nils gelegene Ortschaft in Oberägypten. Recherchen vor Ort brachten das Ergebnis, das der Bauer Mohammed Ali es Samman im Dezember 1945 ein Henkelgefäß fand, in dem die Codices erhalten blieben. Der Fund enthielt 52 einzelne Schriften mit ca. 1200 Seiten, davon 41 bis dahin unbekannte Schriften, die zwar in koptischer Sprache verfaßt sind, aber zumindest in der überwältigenden Mehrzahl auf griechische Originale zurückgehen. Nach neuesten Untersuchungen der Kodikologie kann man davon ausgehen, daß diese große Sammlung im Laufe der Zeit aus drei kleineren zusammengestellt wurde. Der Fund kann zeitlich eingeordnet werden, da die Ledereinbände durch ausgediente Papyri verstärkt wurden, die einige Datierungen tragen. Damit ist aber die schriftliche Niederlegung und nicht die Entstehung der Schriften selbst datiert.
Der Fund enthält:
1) Christliche Werke oder zumindest solche, die auf klar erkennbarem christlichen Boden fußen. In ihnen treten teils variierende theologische Vorstellungen zutage. Vor allem sind verschiedene Vorstellungen zur Christologie faßbar.
2) Christlich-gnostische Werke, darunter können auch ursprünglich nichtchristlich-gnostische Werke gefaßt werden, die christlich überarbeitet wurden.
3) Nicht-christliche gnostische Werke, in denen unter anderem gegen das Christentum polemisiert wird.
4) Hermetische Texte, also philosophisch-spekulative Texte, die im 3. Jh. etwa entstanden sind und Hermes zugeschrieben werden.
5) Weisheitslehren und philosophische Schriften.
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