Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen

Gnosis und Manichäismus in Ägypten – eine kleine Einführung


Das Umfeld

Religiöser Pluralismus

In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten herrschte in den Ländern der Mittelmeerwelt und gerade auch in Ägypten ein religiöser und weltanschaulicher Pluralismus. Eine Vielfalt von Religionen und Gruppen mit mehr oder weniger unterschiedlichen Vorstellungen lebten nebeneinander. Selbst die jahrtausendealten Gottheiten waren noch nicht in Vergessenheit geraten. Magische Papyri, in denen Isis, Horus und andere Götter angerufen werden, zeigen, daß dieser Glaube mindestens noch bis in das 6. und 7. Jahrhundert hinein in Relikten fortbestand. Papyri, in denen die altägyptische Götterwelt und christliches Gedankengut nebeneinander auftauchen, zeugen auch von ihrer Koexistenz im Volksglauben. Obwohl mehrfach durch kaiserliche Verordnungen der offizielle Tempeldienst verboten wurde, hielt der letzte Tempelkult für die Göttin Isis auf der Insel Philae immerhin bis in das Jahr 535/37 nach Christus, in die Zeit der Herrschaft des Kaisers Justinian also, durch. Die alte Religion Ägyptens übte eine große Faszination auf

Griechen und Römer aus, so daß der Göttin Isis in Rom Tempel gesetzt wurden, weitere sind in Pompeji und Benevent bezeugt. In Ägypten selbst kam es in dieser Zeit zu synkretistischen Schöpfungen, das heißt, daß einheimische und von anderen Völkern verehrte Götter in neue Gestalten zusammenflossen. So wurde unter Ptolemäus I der Staatskult des Gottes Serapis begründet, der aus der volkstümlichen Verehrung des verstorbenen Apis-Stieres und des Totengottes Osiris unter Einschluß kleinasiatischer und griechischer Gottheiten entstand. In Alexandria gab es sehr früh – möglicherweise schon seit Gründung der Stadt – eine jüdische Gemeinde, die hohe schriftstellerische Leistungen hervorbrachte. Neben den genannten Religionen existierten mehrere Mysterienkulte, die einen nicht zu unterschätzenden Platz in der Religions- und Geisteswelt inne hatten. Allein in Rom gab es eine relativ große Zahl von Mithrasheiligtümern, ebenso in der Hafenstadt Ostia.





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