Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen















Die Klosteranlage von Deir el-Bachit

Im Norden erhebt sich auf dem Bergrücken von Dra Abu el-Naga die größte in Theben bekannte Klosteranlage: Deir el-Bachit. In einer Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut Kairo und der LMU München wird das Kloster seit dem Jahr 2001 untersucht. Das Kloster umfasst eine Fläche von immerhin 70,5 x 76,8 m und war von einer Mauer umgeben. Bereits in den ersten Publikationen konnten Baustrukturen beschrieben werden, die in einer solchen Form noch nicht bekannt waren.

Neben dem archäologischen Befund sind es sowohl die bereits archivierten als auch die noch zu erwartenden Textfunde, die weitere Erkenntnisse nicht nur über Deir el-Bachit selbst, sondern auch das thebanische Mönchtum überhaupt liefern können. Gefundene Schreibübungen zeigen, dass in dem Kloster Schreibunterricht gegeben wurde. Eine Vielzahl von Ostraka, zum größten Teil Keramikscherben, tragen dokumentarische Texte in koptischer Sprache, deren Publikation sich in den Vorarbeiten befindet. Die Schriftträger müssen in vielen Fällen aus einer Vielzahl von Bruchstücken zusammengefügt werden. Zudem hat es in der Kampagne von 2006 die Funde einiger Papyrusseiten gegeben, die aus Codices stammen – darunter konnten Teile einer Märtyrergeschichte identifiziert werden.

Die Grabung von Deir el-Bachit besitzt in mehrfacher Hinsicht einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert. In der Vergangenheit wurden Relikte aus der koptischen Zeit nicht nur im westlichen Theben ohne vernünftige Aufnahme abgeräumt, so dass viele Informationen aus dieser Zeit, die durch stratigraphische Grabungen hätten erlangt werden können, für immer verloren sind. Allein durch die systematische Erfassung von Keramik-, Text- und Kleinfunden besteht die Möglichkeit, die dadurch erhaltenen Informationen in Beziehung zu Gebäudeteilen oder chronologischen Abläufen auszuwerten.

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