Faszination Ägypten - Das Zeitalter nach den Pharaonen
Eingang zur Raum für den Herrscherkult © Siegfried G. Richter 2008

Ein Blick in den Raum für den Herrscherkult.


Bawit

Bawit ist ein Kloster in Oberägypten, das zu Beginn des 20. Jhs. ausgegraben wurde und aus vielen Gründen in der Koptologie Berühmtheit erlangte. Die Wandmalereien aus dem 6. Jh. sind z. B. wichtig für die Kunstgeschichte und Papyri geben detaillierten Aufschluss über das Leben im Kloster.




Ein Raum für den Herrscherkult

Für den imperialen Kult wurde am Ende der Hypostylhalle des Tempels ein Raum mit einer Apsis und prachtvollen Malereien ausgestattet. Obwohl durch U. Monneret de Villard seit 1953 nachgewiesen ist, dass dieser Einbau für den Kaiserkult bestimmt war, taucht noch gelegentlich die alte und falsche Meinung auf, dass es sich um eine Kirche handele.

Der Raum erhielt eine dem Herrscherkult angemessene Gestaltung. Durch eine Höherlegung des Bodens musste der Eintretende einige Stufen hinaufsteigen, womit der repräsentative Charakter betont wurde. Ringsherum waren die Wände mit einer zweizonigen Malerei versehen: die etwa mannshohe Sockelzone zeigte eine alternierende Abfolge von rechteckigen Feldern, die Imitationen von Marmorinkrustationen zeigten, und quadratischen Feldern mit eingefassten geometrisch verzierten Medaillonen. Spätere Parallelen für eine ähnliche Wandgestaltung gibt es auch in koptischen Klöstern, so z. B. in Saal 6 des berühmten Klosters von Bawit.

Die Wandflächen über der Sockelzone waren mit Darstellungen überzogen, die überlebensgroße Figuren zeigten. An der Eingangswand und den Seitenwänden erstreckte sich ein Zug von Soldaten mit Pferden, der zur Hauptwand führte. Eine von zwei Säulen eingerahmte Apsis bildete, an beiden Seiten von Bildern mit weiteren Figuren flankiert, das Zentrum der Gesamtkomposition. Das Apsisbild selbst zeigte vier nimbierte Personen, die unschwer als die vier herrschenden und damit im Kaiserkult zu verehrenden Tetrarchen zu identifizieren sind. Diokletian hatte das zu groß gewordene und von einer Person nicht mehr regierbare Reich geteilt und neben seinem Mitregenten, beide nannten sich Augustus, zwei Cäsaren ernannt. Damit wurden nun vier Personen im Kaiserkult verehrt.

Die Rekonstruktion dieses Bildprogramms war nur dadurch möglich, dass J.G. Deckers nach einer Untersuchung im Frühjahr 1977 verschiedene alte Aufnahmen und vor allem Aquarelle von J.G. Wilkinson hinzuzog. Letztere entstanden Mitte des 19. Jh.s und zeigen die Malereien noch in einem wesentlich besseren Zustand [3].




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